Theaterworkshop: Schüler bauen Traumlehrer ein
Sechs Philan-Gymnasiasten holen Texte aus der Gründerzeit ihrer Schule in die Neuzeit, möbeln sie auf und bringen sie auf die Bühne. Aufführung im Georgengarten Dessau.
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Theaterworkshop: Schüler bauen Traumlehrer ein
Sechs Philan-Gymnasiasten holen Texte aus der Gründerzeit ihrer Schule in die Neuzeit, möbeln sie auf und bringen sie auf die Bühne. Aufführung im Georgengarten Dessau.
VON SILVIA BÜRKMANN // Mitteldeutsche Zeitung Dessau-Roßlau
ROSSLAU/MZ. Aufstellen in Reihe, gemeinsames Verbeugen, Winken zum Publikum und Abmarsch im Laufschritt, Luftholen auf dem Burghof. Aber in der Torscheune der Roßlauer Burg rumort und prasselt der Applaus weiter – also Kehrt-Marsch zurück und wieder in die Reihe. Fünf Mal wollen die Zuschauer das junge Schülerensemble sehen, „Puhh, warum klatschen die so viel?“ „Na, weil ihr so gut wart“, wissen es die professionellen Schauspieler und Theaterpädagogen.
Sie haben die bunt zusammengewürfelte Truppe binnen einer Woche mit deren eigenem Stück bis zur Vorpremiere geführt. Die Hauptaufführung steht am Sonntag an. Nicht „ins Haus“, sondern ins Gartenreich. Zum „Gartenreichtag“ nämlich wird das Schülerprojekt als Stationstheater rund um das Schloss Georgium gezeigt. Es ist ein Bruchteil des Jubiläumsprogramms, was die Stadt Dessau-Roßlau und das Gymnasium Philanthropinum zum 250. Geburtstag der Schule vorbereitet haben.
Das Schülerprojekt „Fritzens Reise ans Philanthropinum“ startete vorige Woche mit einer Intensiv-
Woche in der Orangerie am Georgie, wo die Laienschauspieler in ihrer letzten Ferienwoche ein
Stück erarbeiteten. Angeleitet von der Burgtheater-Schauspielerin und Theaterpädagogin Tonia Fechter, dem Regisseur und Dramaturgen Daniel Grünauer sowie dem Musiker und Musikpädagogen Karl Neukauf holten die Mädchen und Jungen einen Text aus der Gründerzeit vom Philan in die Realität von heute.
Eingeladen waren Interessierte ab zwölf Jahren aus allen Dessau-Roßlauer Schulen. Die Sache bis zuletzt durchgezogen haben schließlich vier Mädchen und zwei Jungen aus dem Philanthropinum selbst. Sie gehen seit Montag in die siebten, elften und zwölften Klassen. Und gehörten – Überraschung? – mit einer Ausnahme allesamt schon zuvor zur dortigen Theater-Arbeitsgemeinschaft. Auch die Ausnahme aber kennt bereits die Bühne – vom Chor.
Bei der Auseinandersetzung mit den klassischen Werken aber ließen die Jugendlichen durchaus ihren Blick auf die Welt einfließen und stellten zeitgenössische Fragen. Derart platzierten sie sogar noch einen Traumlehrer für junge Leute von heute im Stück. „Dieses Ideal wollten sie unbedingt dabei haben“, sagte Tonia Fechter.
Bei der Vorpremiere auf der Burg folgte Fritzens Reise-Stationen aus dem neuen Drehbuch dann auch spontanes, freies Szenentheater zu Stichworten aus dem Publikum. „Das ist unheimlich schwer. Und die Schüler waren sehr stark. Schauspieler mit Ausbildung ziehen davor den Hut.“